Die Websites der DFB-Nationalpieler im SEO-Check

NationalmannschaftZum Ende der Fußball-WM 2010 in Südafrika hat es mich interessiert, wie es um die offiziellen Websites der DFB-Nationalspieler bestellt ist. Dabei interessierte mich natürlich hauptsächlich die Sichtbarkeit bei Google. Um es vorweg zu nehmen, im Internet spielen unsere Jungs noch nicht weltmeisterlich. Auf dem Rasen in Südafrika hat uns die deutsche Nationalmannschaft verzaubert und wurde zu Recht Sympathie-Weltmeister. Bei Google sind die Homepages der Spieler aber fast nur unter dem jeweiligem Spielernamen zu finden, wenn überhaupt.

Ich hatte mit einem ähnlichen Ergebnis gerechnet. Lässt man irgendwelche Marketing-Agenturen ohne Begleitung eines SEO-Spezialisten eine Website erstellen, dann findet man häufig irgendwelche Flash-Monster, die in den tiefsten Tiefen der SERPs ihr Dasein fristen. Das SEO-Potential bleibt dabei oft ungenutzt. Dabei sind die Jungs echte Markenprodukte. Vereine bieten zweistellige Millionenbeträge als Ablösesumme und die Spieler haben millionenschwere Werbeverträge. Eigentlich hätten sie bessere Websites verdient. Damit teilen sie aber das Schicksal von vielen Marken auch außerhalb des Sports, deren Websites bei Google oft über wenig Sichtbarkeit verfügen.

Kommen wir zu den Ergebnissen unsere SEO-Checks. Die folgende Tabelle enthält eine Liste der offiziellen Websites der DFB-Spieler sortiert nach dem SISTRIX Sichtbarkeitsindex.

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Wie man sieht, hat die Homepage von Lukas Podolski mit 0,97 Punkten im SISTRIX Sichtbarkeitsindex die höchste Sichtbarkeit bei Google. Auf Platz 2 hat es mit 0,77 Punkten die Website von Philipp Lahm geschafft, dicht gefolgt von Bastian Schweinsteiger (0,75 Punkte). Zu Mario Gomez auf Platz 4 (0,32 Punkte) und Miroslav Klose auf Platz 5 (0,12 Punkte) klafft schon eine größere Lücke.

Es fällt auf, dass die ersten fünf Plätze von Bayern-Spielern belegt werden (Poldi zählen wir als ehemaligen Bayern-Spieler einfach mal mit dazu). Vielleicht werden die Spieler von Bayern München besser beraten oder besser verlinkt. In den meisten Fällen sind sie auf jeden Fall sehr populär, was sich auf das Suchvolumen nach ihren Namen auswirkt.

Zu 7 von 23 Spielern habe ich überhaupt keine offizielle Website mit einer eigenen Domain gefunden. Das gilt auch für die beiden Bayern-Youngsters Holger Badstuber und Thomas Müller. Facebook-Fanpages und ähnliches wurden nicht berücksichtigt. Zu Stefan Kießling undThomas Müller gibt es zwar eine eigene Website, diese laufen aber nur auf einer Subdomain. Gerade bei Thomas Müller, der bei der WM 2010 in Südafrika nicht nur Torschützenkönig geworden ist, sondern auch als bester Junior-Spieler ausgezeichnet wurde, ändert sich das hoffentlich bald.

Insgesamt sind die Werte von allen Spieler-Websites nicht überragend. Ich hatte gehofft, zumindest einen Ausreißer nach oben zu finden, um ein Best-Practice-Beispiel in der Hand zu haben. Aber auch die Website von Podolski ist trotz Platz 1 in diesem Vergleich aus SEO-Sicht leider kein Vorbild.

Beispiel Website Lukas Podolski

Mit 0,97 Punkten im Sichtbarkeitsindex gewinnt die Website von Lukas Podolski grob geschätzt vielleicht 30.000–40.000 Besucher über Suchmaschinen im Monat. Immerhin, das ist schon fast ein Fußballstadion voll. Das RheinEnergieStadion in Köln hat zum Vergleich eine Kapazität von 50.000 Plätzen. Schauen wir uns in der folgenden Grafik einmal an, wie sich der Sichtbarkeitsindex der Website von Lukas Podolski im Zeitablauf entwickelt hat.

Sichtbarketsindex Website Podolski

Der Verlauf zeigt ein sehr auffälliges Muster. Solche Schwankungen sind typisch für Websites, deren Inhalte unter mehreren Domains erreichbar sind. Genau so verhält es sich auch mit www.lukas-podolski.com. Die Website ist ebenfalls unter der DE-Variante www.lukas-podolski.de erreichbar. Eine 301-Weiterleitung wurde nicht eingerichtet.

Die Auswirkungen zeigt die folgende Grafik, in welcher der Sichbarkeitsindex beider Domains dargestellt wird.

Sichtbarkeitsindex Websites Podolski .de und .com

Wie man sehr schön sieht, hat Google massive Probleme die Inhalte der .com- und .de-Domain zuzuordnen. Mal ist die Sichtbarkeit der .com-Domain besser, dann wieder die Sichtbarkeit der .de-Domain. Man kann ein lustiges Bäumchen-wechsle-Dich-Spiel zwischen den beiden Domains beobachten. Die Domain lukas-podolski.com hat 1.429 Backlinks (Domain-Pop: 524) und die Domain lukas-podolski.de 247 Backlinks (Domain-Pop: 121). Würde man die beiden Domains mit einem 301-Redirect bündeln, hätte man auf ganz einfache Weise eine stärkere Website.

Interessant sind auch die Keywords, zu denen lukas-podolski.com Top-100-Rankings bei Google erzielt. Die folgende Liste zeigt die Ergebnisse der SISTRIX Toolbox.

Keywords Podolski

Wie man sieht, sind fast alle Rankings Bestandteile oder Variationen des Spielernamens. Bei sonstigen Begriffen aus der Fußballwelt, wie z.B. Vereinsnamen, Gattungsbegriffe, Fußball-Fachbegriffe oder Sportprodukte, ist die Domain nicht zu finden. Da die ganze Website scheinbar in Flash programmiert ist und Unterseiten keine eigenständige URL besitzen, ist das auch wenig verwunderlich. Für Google sind die Inhalte der Website praktisch unsichtbar. Eine weitere SEO-Analyse erübrigt sich damit. Man findet bei Google zwar noch die URLs von einigen Unterseiten im Index, aber dabei scheint es sich um alte URLs zu handeln, die vor dem Relaunch der Website im Mai verwendet wurden. Klickt man jetzt einen dieser Treffer an, landet man in den in den meisten Fällen auf der Startseite der neuen Website.

Ich finde es einigermaßen beachtlich, dass die Website mit Rankings zu so wenigen Keywords einen Sichtbarkeitsindex von fast 1 Punkt erreicht. Das ist allerdings durch das relativ hohe Suchvolumen nach “Lukas Podolski” zu erklären. Beachtlich finde ich es aber auch, dass die Website trotz dieser eklatanten SEO-Fehler trotzdem noch bei Google die im Vergleich höchste Sichtbarkeit unter allen Websites der Nationalspieler besitzt. Das sagt viel über die übrigen Websites aus. Wie heißt es so schön, unter den Blinden ist der Einäugige König.

Ökonomische Betrachtung

Bei jedem Markenprodukt würde ich in solchen Fällen dringen zu einer Suchmaschinenoptimierung der Website raten. Nicht selten ist SEO das effizienteste Instrument im Marketing-Mix. Für einen Fußballspieler als “Marke” muss das aber nicht zutreffen. Er steht fast jede Woche 90 Minuten auf dem Fußballplatz. Die Spiele werden im TV gezeigt, alle Medien berichten darüber und er kann sich regelmäßig kostenlos einem breitem Publikum präsentieren. Seine Leistungen und sein Auftreten auf dem Platz haben sicherlich eine überragende Bedeutung für seinen Marktwert und seine Popularität. Ich denke, dass die Sichtbarkeit der Website eines Nationalspieler bei Google hingegen einen sehr kleinen Einfluss auf ökonomische Zielgrößen besitzt. Diese Strategie wäre vielleicht interessanter für Spieler, die nicht so einen hohen Bekanntheitsgrad besitzen und sich über das Internet einen Namen machen wollen.

Bei Spielern wie Lukas Podolski, Philipp Lahm, oder Bastian Schweinsteiger darf man kritisch hinterfragen, welchen Wert ein zusätzlicher Besucher auf deren Website hat. Mit einer guten Suchmaschinenoptimierung könnten sie wahrscheinlich Zehntausende oder sogar Hunderttausende zusätzliche Besucher pro Monat gewinnen. Aber welchen ökonomischen Wert hätten diese Besucher? Ich bin zwar kein Experte für Sportmarketing, kann mir aber vorstellen, dass sich über diesen Weg die Einkünfte der Spieler nicht in besonders hohem Maße steigern lassen. In den Punkt unterscheiden sie sich einfach von anderen “Marken”. Wahrscheinlich ist es auch nicht ihr Ziel Super-Affiliate zu werden.

Insofern ist es verständlich, dass unsere Nationalspieler offenbar der Suchmaschinenoptimierung ihrer Websites keine große Bedeutung beimessen. Wahrscheinlich reicht es ihnen wirklich, wenn sie unter ihrem Namen gefunden werden. Trotzdem hätte ich mich zur Inspiration über eine rundum gelungene Website bei wenigstens einem Spieler gefreut. Darüber hinaus sollte es schon der Anspruch der betreuenden Marketing-Agenturen sein, dass die vorhandenen Inhalte der Websites von Google komplett indexiert werden und mehr als die Startseite gut auffindbar ist.

Wenn ich die Wahl habe, wäre es mir allerdings auch wichtiger, dass die Jungs weiterhin so schönen Fußball spielen und 2012 oder 2014 vielleicht auch mal wieder einen Titel mit nach Hause bringen. An dieser Stelle auf jeden Fall einen herzlichen Dank für die wunderbare Leistung bei der WM 2010 in Südafrika. Das Zuschauen hat Spaß gemacht und mich freut es besonders, dass das auch in anderen Ländern rund um den Globus so gesehen wurde.

6 Gedanken zu „Die Websites der DFB-Nationalpieler im SEO-Check“

  1. Cooler Artikel zur rechten Zeit. Nachdem der Key Krake Paul mit +/- 300.000 aktuell auf ähnlich viele (Such-) Treffer wie das deutsche Top-Trio kommt, könntest Du krakepaul.com ja fast noch in Deine Analyse (und die Danksagung für die wunderbare WM-Leistung) einbeziehen 😉

  2. Spannender Artikel.

    Bester deutscher Nationalspieler ist Michael Ballack mit einem Index von 1,51…

    …und das noch vor Michael Schumacher! (ok kein Fussballer, aber trotzdem ein populärer deutscher Sportler!

  3. @Cartsen: Ich habe nur die Seiten von dem aktuellen Kader aus Südafrika untersucht. Deshalb war der verletzte Capitano nicht dabei. Wenn man ebenfalls die Daten vom 05.07.2010 nimmt, hätte er auch nur 0,89 Punkte gehabt und wäre damit auf Platz 2 gelandet. Aber es stimmt, diese Woche steht er bei 1,51 Punkten. Die Website michael-ballack.com hat übrigens ein ähnliches Problem wie die Website von Podolski. Die DE-Version michael-ballack.de leitet nur per 302-Redirect auf michael-ballack.com weiter und daher wechseln sich die Rankings der beiden Domains ständig ab.

  4. Echt interessanter Artikel, der einen beim Lesen noch etwas in den vergangenen Wochen schwelgen lässt! 😉
    Die Domain http://www.dfb.de hat im Übrigen eine Sichtbarkeit von 13,21 und einige generische Keywords in den SERPS.

  5. Das ist mal wieder eine tolle Idee, Hanns!

    Ich denke, die Fußballer haben es nicht wirklich nötig. Wenn man nur an Geld denkt. Sie trainieren und spielen so viel, dass sie wahrscheinlich auch kaum Zeit haben. Aber, wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, fallen einem schon ein paar Beispiele ein.

    * Sie könnten die Website nutzen, um ihre soziale Agenda zu promoten.
    * Kommunikation steuern. Es wird ständg über diese Menschen geredet. Warum nicht auf den offiziellen Seiten? Da ließe sich nämlich die Kommunikation steuern.
    * Wenn so eine Website erstmal jede Menge Besucher hat, dann könnten eben auch viele Sales erzielt werden. Vuvuzelas mit Autogramm? Schuhe, Bälle, Trickots, etc. Die Einnahmen daraus müssten nicht zwingend zur eigenen Bereicherung dienen. Es gäbe so viele Möglichkeiten hiermit gute Pressearbeit zu machen.

    Das nur ein paar Beispiele. Die Frage ist wirklich, ob diese Spitzenathleten dafür überhaupt einen Kopf haben…

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